Geschichte

Vergangenes ist nur so tot, wie wir es zulassen

Das Fach Geschichte gehört zu den sogenannten Gesellschaftswissenschaften (wie z.B. auch Politik, Erdkunde, Religion, Werte und Normen). In diesen Fächern geht es inhaltlich vor allem darum, wie Menschen zusammenleben und dieses Zusammenleben regeln. Die Geschichte befasst sich dabei mit den vergangenen Formen dieses Zusammenlebens, vor allem mit den politischen, kulturellen, technischen und strukturellen  Bedingungen, die die Menschen selber schufen. Warum Menschen in bestimmten Situationen gerade so handelten, welche Folgen dieses Handeln hatte und was das für uns heute noch bedeuten könnte, sind dabei (mindestens für den Interessierten) spannende Fragestellungen.

Immer wieder denken Menschen darüber nach, wie sie ihr Zusammenleben verbessern könnten. In der Vergangenheit finden wir unter anderem Modelle und Ideen für solche Überlegungen, so dass wir daran neue oder vermeintlich neue Vorschläge zumindest teilweise in ihren möglichen Wirkungen zu ermessen versuchen.

Außerdem setzt bei vielen Menschen irgendwann (zugegeben: nicht immer schon in der Schulzeit) die Suche nach den eigenen Ursprüngen ein: Woher komme ich? Was macht mich aus? Diese Frage wird zunächst aus den direkten persönlichen Erinnerungen beantwortet, aber selbst diese konstituieren sich bereits aus dem, was man von Eltern, Großeltern, Freunden, Bekannten und Institutionen (ja, gemeint ist auch die Schule) erfahren hat. Ob er will oder nicht, jeder Mensch befindet sich Zeit seines Lebens in einer Art „Gesellschaft“, die ihn – mal häufig unbewusst und hin und wieder auch bewusst beeinflusst.

Die Geschichte geht über diese Form der Erinnerung hinaus, indem sie an Ereignisse, Persönlichkeiten, Ideen und Entwicklungen der Menschheitsgeschichte erinnert. Sie versucht dabei, in der Schule solche Fälle vorrangig zu berücksichtigen, an denen man möglichst etwas über sich selbst, aber auch über andere lernen kann (Identität und Alternativen). Die dabei des Öfteren auftretende Fremdheit der historischen Gegenstände kann beim Verstehen bisweilen als problematisch oder gerade als spannend empfunden werden, z.B. wenn man erfährt, dass zu anderen Zeiten vollständig andere Wertmaßstäbe galten (vor denen man, mindestens innerlich, oft erst einmal den Kopf schüttelt). Ein wesentliches Ziel wäre erreicht, wenn bei dieser Auseinandersetzung der kritische Blick für die eigene Gegenwart geschärft wird und eine ebenso kritische Toleranz in Bezug auf Ungewohntes und Fremdes sich einstellt – beides wichtige Voraussetzungen für politische Bildung insgesamt und ein Leben in Gesellschaften, die in einem globalisierten Zeitalter von verschiedenen kulturellen Einflüssen geprägt werden.

Im Unterricht wird Geschichte nicht vor allem „erzählt“, obwohl Geschichten zum Fach Geschichte gehören (und oft das Salz in der Suppe sind), sondern es wird versucht, mit Hilfe gegebener Informationen aus Sachtexten und überlieferter schriftlicher oder bildlicher Hinterlassenschaften (selten auch echter Überreste, z.B. bei Museumsbesuchen) das Vergangene zu verstehen und zu deuten. Dafür muss man sich der Mühe unterziehen, bestimmte Methoden der Darstellung, Analyse und Deutung zu erlernen und im Laufe der Jahre durch Übung zu verbessern.


Wie in jedem Gymnasium in Niedersachsen gilt das Kerncurriculum für das Unterrichtsfach Geschichte am Gymnasium in den Schuljahrgängen 5 – 10. Dieses soll hier (schon aus Platzgründen) nicht im Einzelnen vorgestellt werden. Bei Interesse kann es als “PDF-Datei” vom Niedersächsischen Bildungsserver (NIBIS) (http://www.cuvo.nibis.de) heruntergeladen werden.


An dieser Stelle erfolgen nur wenige zentrale Bemerkungen. Das Kerncurriculum teilt die Beschäftigung mit historischen Themenstellungen in das „Zusammenspiel folgender vier Kompetenzbereiche ein:

• Fachwissen

• Deutung und Reflexion – Beurteilung und Bewertung

• Erkenntnisgewinnung durch Methoden

• Kommunikation“ (KC, S.9).

Diese Kompetenzen, mit einem Schwerpunkt auf der Deutungs- und Reflexionskompetenz, sollen in Auseinandersetzung mit dem jeweiligen historischen Sachverhalt und unter Anwendung historischer Methoden sowie im sprachlichen Handeln progressiv erworben werden.

Dazu erwartet die Schüler ein in den einzelnen Schuljahren ein in der Steinzeit beginnender, sich allmählich der Moderne nähernder, weitgehend an der Chronologie orientierter Überblick, der von der Antike bis etwa zur Wiedervereinigung 1989 reicht.


Sekundarstufe I: Verschiedene Epochen und Räume der Weltgeschichte, d.h. Dimensionen antiker, deutscher, europäischer und ab der Frühen Neuzeit zunehmend weltpolitischer Geschichte werden erarbeitet. Die Entwicklung eines chronologischen Bewusstseins schafft dabei einen Ordnungsrahmen für die Vielfalt der historischen Phänomene. Die Anschaulichkeit ist in den Jahrgangsstufen 5 bis 10 ein wichtiger Ausgangspunkt für die unterrichtliche Arbeit, dabei werden die historischen Fakten von Anfang an stets in größere Zusammenhänge eingebettet. Diese können durch die Zusammenarbeit mit anderen Fächern (z.B. Politik, Deutsch, Kunst, Religion) oder Besuche außerschulischer Lernorte (z.B. Museen, Ausstellungen, Vorträge, Lesungen, Gedenkstätten) erreicht und vertieft werden.

In Jahrgang 9, 10 und 11 bietet das WBG bilingualen Geschichtsunterricht in englischer Sprache an.


Sekundarstufe II: Das Zentralabitur in Niedersachsen legt für jeden Abiturjahrgang die Themen weitgehend fest, sodass die Vorbereitung auf die zentralen Prüfungen anhand dieser Themen erfolgt. Methodisch werden die Arbeitstechniken der Sekundarstufe I vertieft, verfeinert und erweitert: Längsschnitte, Querschnitte, Vergleiche, Fallstudien u.a. Formen der Erarbeitung zeigen den Schülern verschiedene Möglichkeiten der Erarbeitung, Darstellung und Präsentation historischer Sachverhalte auf. Von Vorteil (das gilt wohl für jedes Fach) ist es, wenn ein solides methodisches und inhaltliches Grundwissen aus der Sek. I vorhanden ist.