Das Fach Mathematik am Wilhelm-Busch-Gymnasium

von Hans-Ulrich Lampe

Mathematik .... kaum ein Schulfach kann so stark polarisieren. Während die einen leuchtende Augen bekommen, stößt man bei anderen häufig auf ehrfürchtiges Erstaunen, aber leider auch auf kopfschüttelndes Ablehnen. Es ist tatsächlich schon merkwürdig mit der Mathematik in unserer Gesellschaft: Objektiv betrachtet basieren unser Alltag und die Technik, die wir benutzen auf Mathematik: Computeranwendungen, MP3-Player, Handys, Navigationssysteme funktionieren nur mit Hilfe der Mathematik. Wenn im Fernsehen Klimaprognosen erstellt werden oder die Wahlergebnisse für Wahlen vorhergesagt werden, dann ist Mathematik im Spiel. Diese wenigen Beispiele zeigen die Bedeutung von Mathematik für unsere Gesellschaft, aber auch unseren Wohlstand und Fortschritt. 

Aber subjektiv nimmt die Bedeutung von Mathematik ab. Die unsichtbar in der Technik eingebaute Mathematik macht quasi das Nutzen von Mathematik überflüssig. Wenn man in einem Textverarbeitungsprogramm ein Bild verschieben, vergrößern oder verkleinern möchte, dann beruht das auf mathematischen Berechnungen, die der Nutzer aber gar nicht durchzuführen braucht. 

Erschwerend kommt hinzu, dass es sich kaum ein fachfremder Autor entgehen lässt, kleine Seitenhiebe in Richtung Mathematik zu verteilen. Man kann da z.B. lesen: „Angstfach Mathematik“ oder ein stolzes „In-Mathe-war-ich-immer-schlecht“. Es ist an der Zeit, die positiven Seiten der Mathematik deutlicher herauszustellen und die Modernisierung des Mathematikunterrichts zur Kenntnis zu nehmen. Schließlich hat dieses Fach nach langer Zeit der relativen Ruhe seit dem Ende der 90-er Jahre einige große Umwälzungen erlebt mit dem Ziel, Kindern und Jugendlichen einen neuen Zugang zu dem Fach zu ermöglichen und die Sinnhaftigkeit von Mathematik erleben zu lassen. Unterstützt durch die Einführung neuer Lehrpläne werden die Schülerinnen und Schüler weg von einem sinnentleerten Abarbeiten von Algorithmen hin zu ureigenen mathematischen Tätigkeiten geführt. In einem modernen Mathematikunterricht steht das Übersetzen von Sachverhalten der „wirklichen“ Welt in die mathematische Sprache (Modellieren) und das Lösen von mathematischen Problemen unter flexibeler Nutzung der gelernten Verfahren im Vordergrund. Um die eigenen Gedanken mitzuteilen und überzeugen zu können, bekommt das Kommunizieren und Argumentieren eine große Bedeutung.

Die radikalste Änderung brachte der Einzug der sog. Neuen Technologien. Gemeint sind damit Computer oder Taschencomputer, wie sie an unserer Schule schon lange Tradition sind. Damit kann z.B. ein algebraisches Problem quasi auf Knopfdruck graphisch, numerisch oder analytisch betrachtet werden. Zeitaufwändige und oft auch fehlerträchtige Rechnungen können umgangen werden. Dafür stehen das Aufstellen eines mathematischen Modells und die Interpretation der Lösung mehr im Vordergrund. Dynamische Geometriesoftware bringt Bewegung in die sonst statischen Konstruktionen der Geometrie. Es wird ermöglicht, durch Bewegen von Punkten oder Objekten Zusammenhängen auf die Spur zu kommen, die man vorher nicht so gesehen hätte.

Der Mathematikunterricht hat durch die Neuen Technologien eine praktisch-anschauliche Komponente bekommen. Experimentelles Arbeiten und entdeckendes Lernen bieten Anlässe zum Vermuten, Verbalisieren und Argumentieren. 

Es sollte deutlich geworden sein: „Mathematik ist mehr als Rechnen“. In einem zeitgemäßen Mathematikunterricht sollten die Schülerinnen und Schüler folgende Erfahrungen machen:

  1. Mathematik bietet eine Vielzahl von Modellen zur Beschreibung der Welt um uns. Dabei erweist sich Mathematik als eine weltzugewandte, nützliche Wissenschaft.
  2. Bei der Auseinandersetzung mit mathematischen Fragestellungen werden Problemlösestrategien und -fähigkeiten erworben, die über das Fach Mathematik hinaus genutzt werden können.
  3. Die Beschäftigung mit Mathematik ist ein aktiver und kreativer Prozess ist. Dabei sind die Denkprozesse mindestens gleichrangig zu den Ergebnissen. Zum Verstehen gehört das Fragenstellen: Gibt es noch einen besseren Weg?, Ist das immer so?, Was passiert, wenn...?.
  4. Mathematik leistet einen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung. Mathematische Fragestellungen sind dazu geeignet, die Neugier und das Interesse zu wecken, aber auch Beharrlichkeit zu entwickeln. In der Zusammenarbeit mit anderen wird die Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit geschult.
  5. Mathematik ist in ihrem Aufbau und ihrer Sprache eine Welt eigener Art. Schülerinnen und Schüler orientieren sich in diesem Gedankengebäude, in dem sie Zusammenhänge erkunden, systematisieren, in ihnen argumentieren und sie begründen.

Ein so erlebter Mathematikunterricht zeigt, dass Mathematik faszinierend ist und voller Überraschungen und Abenteuer steckt. Wie stark die Begeisterung für Mathematik werden kann, zeigen an unserer Schule die Teilnahmen an mathematischen Wettbewerben, die Fördermaßnahmen für begabte Schülerinnen und Schüler und die Rückmeldungen zur Aufgabe des Monats.Es ist ein Prozess in Gang gesetzt worden, der kontinuierlich fortgesetzt werden muss. Für das Gelingen ist es wichtig, dass Lehrkräfte und Schülerschaft zusammenarbeiten und sich die Schülerinnen und Schüler im positiven Sinne auf die Angebote des Mathematikunterricht einlassen. Gemeinsam können wir dazu beitragen, das Image des Mathematikunterrichts zu verbessern.